Schulhistorie

Die Städtische Realschule Löhne hat als Institution eine bewegte Geschichte erlebt, die bis in das Jahr 1896 zurückreicht.

Nicht nur zwei Weltkriege, sondern auch häufige Reformen der Schulstruktur und unterschiedliche Amtsbezeichnungen prägen diesen eindrucksvollen Rückblick in das Werden und Kämpfen zum Erhalt unserer Schule.

Am 15.06.1896 gründete der Pastor Schlüpmann zusammen mit der Lehrerin Helene Herzog die „Privatschule Mahnen“ und somit den Keim, aus dem die heutige Städtische Realschule Löhne entstanden ist. Zunächst nur als Grundschule in Privaträumen des Hauses Sarhage mit der überschaubaren Anzahl von sieben Schülerinnen und Schülern, erhielt die Privatschule schon zwei Jahre später am 21.10.1898 ein eigenes Schulhaus an der Friedrichstraße, das von dem Landwirt Friedrich Reckefuß an die Gemeinde verkauft wurde.

Am 27.02.1908 beschloss die Gemeindevertretung die Schule zur öffentlichen „Knaben- und Mädchenschule der Gemeinde Gohfeld am Bahnhof Löhne“ umzuwandeln. Bis zum Juni desselben Jahres wurden die „Satzungen“ der Schule festgelegt und die ersten verbeamteten, pensionsberechtigten Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Die Schule hatte jetzt festen Boden gefasst und so heißt es in der Schulchronik:

Möchte sie ferner unter Gottes Schutz wachsen und gedeihen! Möchte sie eine Stätte sein, wo die Jugend von treuen Lehrern und Lehrerinnen erzogen werde(…).

Zu diesem Zeitpunkt bestand die Schule mittlerweile aus acht Jahrgängen mit 59 Schülerinnen und Schülern, vier vollbeschäftigten Lehrerinnen und Lehrern und zwei Hilfskräften. Die nächsten Jahre waren eine ruhige und fröhliche Zeit für die Knaben- und Mädchenschule. Ausflüge mit dem Leiterwagen und der Wallückebahn, die Feierlichkeiten zum Kaisers Geburtstag oder die Sedanfeier waren alljährliche Höhepunkte des damaligen Schullebens.

Doch der 1. Weltkrieg warf dann seinen Schatten auch auf unsere Schule. Der Lehrer Bühring fiel am 24.12.1916 als Leutnant des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr.57 an der Westfront. Noch heute wird seiner namentlich – wie den anderen Gefallenen aus unserer Gemeinde – am Ehrenmal gedacht.

Als Folge der immer schlechter werdenden medizinischen Versorgung in den Kriegszeiten starb die damalige Schulleiterin Fräulein Doll als Opfer einer schweren Grippeepidemie im Herbst 1918.

Das Ende des ersten Weltkrieges war auch gleichzeitig das Ende der damaligen Schulstruktur. Als Grundschule gegründet, war bis 1918 die Schülerzahl auf ca. 100 gestiegen und die ersten vier Jahrgänge wurden nach dem Krieg schrittweise zu Gunsten weiterführender Klassen (Quarta, Unter- und Obertertia) abgebaut.

Ab 1926 wurde deshalb die Schule unter die Aufsicht des Oberstudiendirektors Schulz der Augusta-Viktoria-Schule – dem heutigen Bavink-Gymnasium in Bielefeld – gestellt. Von dort wurden auch die alljährlichen Prüfungen zum Besuch einer höheren Bildungsanstalt durchgeführt, so dass die Schule trotz der krisenhaften Nachkriegsjahre das Vertrauen der Bevölkerung behielt und an Anerkennung gewann.

Mit den neuen Anforderungen der „Höheren Knaben- und Mädchenschule“ mussten nicht nur die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sondern auch die Schule wachsen, so dass im Jahr 1926 ein neuer Standort mit einem neuem Schulgebäude bezogen wurde. Für 54 000 Mark erwarb die Gemeinde Gohfeld die Viering’sche Zigarrenfabrik an der Königstraße, die am 15.10.1926 als neues Schulhaus eingeweiht wurde.

1937 hatte sich der Ruf der Schule als Zubringer für höhere Bildungsanstalten derart gefestigt, dass nach ministeriellem Erlass eine eigene Abschlussklasse mit entsprechenden Prüfungen bestätigt und anerkannt wurde. Der neue Status war nun „Amtsmittelschule Löhne (Westfalen)“. In dieser Zeit kann man von einem erheblichen Aufschwung der Schule sprechen.

Bis 1947 verdreifachte sich die Schülerzahl auf über 300, und das trotz der Schwierigkeiten und Bedrohungen durch den 2. Weltkrieg. Denn nicht nur ein Großteil der Lehrer wurde eingezogen, sondern auch der sich verstärkende Luftkrieg schränkte den alltäglichen Betrieb stark ein.

Am 14.03.1945 erlitt Löhne einen schweren Luftangriff, bei dem zwar das Schulgebäude wie ein Wunder einigermaßen unversehrt blieb, aber das Schulgelände einer Kraterlandschaft glich. Etwa 150 Menschen fanden bei diesem Angriff den Tod; auch zwei Schülerinnen unserer Schule – Margrit Göhner und Lotti Straetmans.

Am 03.04.1945 rückten in Löhne amerikanische Truppen ein und die Schule wurde geschlossen. Zu jener Zeit hatte die nationalsozialistische Führung alle Mittelschulen zu „Hauptschulen“ umgewandelt. Unter anderem auch die Amtsmittelschule Löhne, die jedoch unter altem Name am 01.11.1945 wieder öffnete.

Die Lebensbedingungen nach dem Krieg waren von besonderem Elend geprägt. Es gab keine Schulmaterialien, Hefte oder Lehrmittel, es mangelte sogar an einem Besen, um die Schule zu reinigen. Viel schlimmer war jedoch der Mangel an Lebensmitteln und Kohlen zum Heizen. Trotz Kälte und Hunger blieb der Schulbetrieb aber aufrecht. Durch die von den USA 1947 bis 1950 gestifteten Schulspeisungen begünstigt, verbesserte sich die Situation in der Nachfolgezeit schrittweise.

Ostern 1951 folgte auch eine Überarbeitung der Schulstruktur, so dass die „Amtsrealschule Löhne“ neuen Boden fasste und sich weiterentwickelte. Auf über 400 Schülerinnen und Schüler angewachsen, war unsere Schule mit der ehemaligen Zigarrenfabrik jedoch extrem überbelegt und nach den wichtigsten Anstrengungen zum Wiederaufbau Deutschlands wurden am 28.07.1955 die ersten Vorschläge zu einem neu aufgebauten Schulhaus vorgelegt.

Der Architekt Holzapfel aus Bünde entwarf das Gebäude, das vom 11.07.1956 bis zum 30.10.1964 an der Königstraße neu aufgebaut und schließlich übergeben wurde.

So schreibt der ehemalige Schulleiter Heinz Böcke, dass bei der festlichen Übergabezeremonie

(…) sicherlich die Freude über das Gelingen des gemeinsamen Werkes größer (sei) als die Erinnerung an lärmreiche Unzulänglichkeiten während der Bauzeit (von acht Jahren) und langwährende unterrichtliche Improvisationen die Lernende und Lehrende gleichermaßen betrafen. Und dort, wo die alte Schule – im Jahre 1924 erbaut – am 29.09.1963 in Trümmer sank, wuchs auf gleichem Grund die neue Schule – der Tradition verbunden und der Zukunft wachen Sinnes aufgeschlossen.

Seit 1965 wurde die Amtsrealschule Löhne dann auch Ausbildungsschule für Lehramtsanwärter des Bezirksseminars Bielefeld. Zu jener Zeit beherbergte die Schule zusätzlich die 1. Klasse des damals neuen Gymnasiums, wobei Lehrerinnen und Lehrer in beiden Schulformen unterrichteten. Mittlerweile wurde die Schule von 475 Schülern besucht, die von 17 Lehrkräften unterrichtet wurden. 1969 wurde das Amt Löhne dann auch zur Stadt Löhne und die Realschule erhielt noch den bis heute geltenden Namen „Städtische Realschule Löhne“.

Die hohe Schüleranzahl konnte jedoch nicht mehr nur im Neubau untergebracht werden. Ein zusätzlicher Pavillon wurde deshalb eingerichetet, der den SchülerInnen der niedrigeren Jahrgangsstufen als Unterrichtsräume zur Verfügung stehen sollte.

Zum Schuljahresbeginn 2009/10 wurde dieser Pavillon durch eine moderne Containerkonstruktion ersetzt, die drei fünfte Klassen und eine sechste Klasse beherbergte. Die letzte bauliche Maßnahme am Schulgebäude in der Königstraße 47 war im Sommer 2011 die Umgestaltung der damaligen Hausmeisterwohnung in eine Mensa. Somit konnte unsere Schule ein Ganztagsangebot einrichten, um den wandelnden Ansprüchen der Eltern gerecht zu werden.

Abseits baulicher Veränderungen war die Schulentwicklung bis in die späten Neunziger von Kontinuität geprägt. Erst durch die Teilnahme an dem Modelprojekt „Schule & Co.“ und dem Status der Städtischen Realschule Löhne als eigenverantwortliche Schule ergaben sich Möglichkeiten, die gute Arbeit der Schule deutlicher der Öffentlichkeit zu präsentieren. Unter der Leitung von Hans Rainer Krahe, von August 1999 bis Juli 2017, erhielt die Schule diverse Zertifikate und Auszeichnungen, die von unabhängigen Qualitätsprüfern ausgestellt wurden. “Gute Gesunde Schule”, “Ausbildungsfreundliche Schule” und das Zertifikat zur “individuellen Förderung” sind nur einige, die erworben wurden. So ist mittlerweile unsere Schulentwicklung nicht nur von Sozial- und Unterrichtskriterien geprägt, sondern auch von teilweise intensiven Partnerschaften mit ortsansässigen und überregionalen Betrieben und besonders von der Zusammenarbeit mit den Berufskollegs des Kreises Herford, um unseren SchülerInnen auch nach dem Besuch der Realschule die besten Start- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Nach den Landtagswahlen 2010 erfolgten unter der rot-grünen Koalition tiefgreifende Veränderungen in der Schullandschaft Nordrhein-Westfalens. Der Fokus wurde nun vornehmlich auf den gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernstärken und Lernschwächen gesetzt. Auch aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention vom 30.03.2007, die die Inklusion von Schülerinnen und Schülern einfordert, die bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund geistiger, emotionaler, sozialer oder körperlicher Einschränkungen in Förderschulen unterrichtet wurden. Die Abkehr von der Dreigliedrigkeit des Schulsystems und der Exklusion in Förderschulen machte sich zunächst durch den systematischen Abbau der Hauptschulen bemerkbar, dann durch die intensive Förderung der Gesamtschulen und der Gründung von Sekundarschulen. Seit 2015 wurden dann auch vermehrt Förderschulen geschlossen.

Für unsere Schule stellte sich aufgrund der politischen Entscheidungen die Herausforderung, das Etikett der Realschule in diesen neuen Strukturen angemessen zu repräsentieren und gleichzeitig der veränderten Schülerschaft gerecht zu werden. Als Konsequenz wurde deshalb der Umzug in das Schulgebäude der damals auslaufenden Hauptschule in Erwägung gezogen. Die Räumlichkeiten boten neben einer großen Sporthalle und einer großflächigen Wiese, auch Möglichkeiten für Schülerprojekte und Unterricht außerhalb der Norm. Ob im Steinofen Brot gebacken wird, oder im Schulgarten Kräuter angepflanzt werden, ob ein Raum für eine Schülerband zur Verfügung steht oder in der Mensa eine Schülerfirma tätig werden kann – die Erweiterung des schulischen Angebots über den Kernlehrplan hinaus gewann neue Bedeutung.

Deshalb zog die Städtische Realschule Löhne, obwohl noch nicht alle Bau- und Renovierungsmaßnahmen am ehemaligen Hauptschulgebäude abgeschlossen waren, in den Sommerferien des Jahres 2016 von der Königstr. 47 in die Herforderstr. 27 um.

Als Nachbarn im selben Gebäude war die Werretalschule, eine Förderschule für Kinder mit dem Schwerpunkt Lernen und aufgrund der Inklusion auslaufend, eine willkommene Unterstützung, denn im Schuljahr 2015/16 wurde die erste Inklusionsklasse an der SRL eingeschult. Die Zusammenarbeit mit der Werretalschule und somit der Austausch über die Erfahrungen mit der Förderung lernschwacher Kinder zeigte uns nämlich neue Perspektiven und Möglichkeiten auf.

Auch wenn die Geschichte unserer Schule nicht nur von Höhepunkten sondern auch von Entbehrungen, Tragödien und Missständen geprägt ist, so gibt dieser kurze Rückblick Hoffnung, dass die Städtische Realschule Löhne auch in Zukunft das erreichen kann und wird, was der Chronist am Ende der Urkunde zur Grundsteinlegung des Schulgebäudes an der Königstr. 47 so eindrucksvoll verfasste:

Möge die Schule im Wechsel der Zeiten, sich selbst bewahrend und wandelnd, dienend und erziehend ihre Aufgabe an der Jugend erfüllen.

SchulleiterInnen chronologisch

1896-1902 Helene Herzog
1902-1910 Anna Kusche
1910-1918 Margarete Doll
1918-1920 Anna Piltz
1920-1942 Elisabeth Peters
1943-1945 Heinrich Ottensarndt
1945-1946 Henny Scharlach
1946-1962 Friedrich Kortkamp
1962-1981 Heinz Böcke
1981-1999 Hans Jürgen Tiemeyer
1999-2017 Hans Rainer Krahe
2017-2020 Kornelia Wilken-Klocke
2020-2023 Armin Perrey (Stellvertretender Schulleiter)
2023 _____ Armin Perrey

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